El pozo del Yocci

Übersetzt durch infos24 GmbH, eingelesen von Renata Dichio

Bemerkung zum Akzent

Der Text wurde von einer Argentinierin eingelesen und entspricht dem argentinischen Standard. Wir haben es als sinnvoll erachtet, einen Text einer argentinischen Schriftstellerin auch mit dem entsprechenden Akzent einlesen zu lassen. Sich an diesen Akzent zu gewöhnen ist sinnvoll, wenn man einen Aufenthalt in Argentinien plant.


Bemerkung zum Schwierigkeitsgrad

Die "Klassiker" der spanischen Literatur, bzw. Werke, die dem Spanisch sprechenden Kulturkreis zugerechnet werden, sind naheliegenderweise für Muttersprachler geschrieben; das Niveau ist also in der Regel hoch, bzw. sehr hoch. Auf der anderen Seite macht es auch nicht besonders viel Sinn, auf Werke zurückzugreifen, die für den jeweiligen Kulturkreis, in diesem Fall die Spanisch sprechende Welt, völlig bedeutungslos sind. Eine Lösung ist, die Werke zusammenzudampfen bzw. sprachlich, hinsichtlich Vokabular und grammatikalischer Strukturen, zu vereinfachen und eine Übersetzung mitzuliefern. Ein Beispiel hierfür ist der Don Quijote. Den haben wir mal zusammengedampft, die zusammengedampfte Version übersetzt und vertont. Könnte man auch mit den anderen Werken machen, ist aber zeitaufwendig. Aber: Kommt Zeit, kommt Rat. Dieser Text hier, El pozo del Yocci, ist selbst in der Übersetzung noch schwierig, weil der Inhalt etwas verwickelt ist. Daher die Zusammenfassung.

Zusammenfassung:

Der Text handelt von zwei geschichtlichen Episoden, die auf tragische Art und Weise miteinander verknüpft sind.

Zum einen die Befreiungskriege gegen die spanische Kolonialmacht und zum anderen die Bürgerkriege, die auf diese folgten.

Während der Zeit der Befreiungskriege bekommt die Tochter eines in den Adelstand erhobenen spanischen Adligen (die Umstände dieser Ernennung werden geschildert) einen unehelichen Sohn, Francisco de Castro. Der Liebhaber dieser Tochter und der Vater von Franciso de Castro, ein Offzier der Kolonialmacht Spanien, wird von deren Bruder, Teodoro, einem Offizier der Befreiungsarmee, ermordet.

Damit ist Francisco de Castro sowohl Waise wie auch unehelich. Die Mutter übergibt Francisco de Castro einem Landadeligen, weil es ihr unmöglich war, ein uneheliches Kind, das obendrein auch keinen Vater mehr hat, großzuziehen. Das ist der erste Teil der Geschichte. Das Malhheur setzt sich in der nächsten Generation fort.

Aus einer späteren Heirat hat sie noch ein Kind, Aurelia. Aurelia und Francisco de Castro sind also Halbgeschwister. Aurelia wiederum ist mit Aguilar liiert und heiratet diesen im Verlauf der Geschichte. Dieser kämpft auf der Seite der argentinischen Konföderation, Francisco jedoch auf der Seite der bolivianisch-peruanischen Konföderation. Der Schwager kämpft also auf der anderen Seite.

Diese Konstellation wird durch die ganze Geschichte hindurch als schicksalhaft beschrieben, also als unausweichlich in der Katastrophe mündend. In der Höhle des mit übernatürlichen Kräften ausgestatten Indianers wird sie dunkel prophezeit; der Mutter von Aurelia und Francisco steht der tragische Ausgang immer vor Augen. Immer wieder deuten Gefühlsregungen darauf hin, dass sich alle bewußt sind, dass es unweigerlich im Chaos endet.

Fernando wächst, wie schon erwähnt, bei einer Pflegefamilie auf. Der Pflegevater heißt Moraya und der hat eine Tochter, Lucía, mit der Francisco verlobt ist. Also bis hierhin. In der nächsten Generation haben wir diese Konstruktion. Amalia ist die Frau von Aguilar, der kämpft auf der Seite der argentinischen Könföderation. Ihr Halbbruder, Francisco, auf der Seite der peruanisch-bilivianischen Könförderation. Dann gibt es noch eine Juana, das ist die Gattin des Oberbefehlshabers der argentinischen Konföderation.
Lucia und ihr Vater, bei denen Francisco de Castro aufgewachsen ist, werden nun von Einheiten der argentinischen Konföderation gefangengenommen und sollen gegen Juana una Aurelia, die wiederum von Einheiten der peruanisch - bolivianischen Armee gefangen genommen worden waren, ausgestauscht werden. In diesem Zusammenhang kommt es zur ersten Begegnung von Aurelia und Francisco.

In dem kurzen Moment ihres nächtliche Zusammentreffens spüren sie ihre Verbundenheit, auch wenn sie politisch, Aurela als die Frau eines Generals der Argentinier, Francisco de Castro als Offizier der Bolivianer, unterschiedlichen politschen Gruppierungen angehören.

Die Geschichte geht nun unweigerlich ihren verhängnisvollen Gang. Francisco de Castro wird in das Lager der argentinischen Konföderation geschickt, um dort eine Verschwörung zu unterstützen. Anstatt sich aber darum zu kümmern, geht er in das Haus Aurelias, wo ihrer beider Mutter (was sie zu diesem Zeitpunkt nicht wissen) im Sterben liegt.

Er verrät sich, wird gefangen genommen und zum Tode verurteilt. In derselben Nacht stirbt die Mutter, überlässt aber Aurelia einen Brief, der diese darüber informiert, das Fernando de Castro ihr Bruder ist. Aurelia rettet mit Hilfe von Juana, deren Mann Heredia der Oberkommandierende der argentinischen Streitkräfte ist, ihren Bruder.

Das gelingt, weil Heredia ein Verhältnis mit einer Frau hat und dieser eine weiße Seite mit seiner Unterschrift überlassen hat, damit diese auf die leere Seite eintragen und befehlen kann, was immer sie sich wünscht.

Juana entwendet mit der Hilfe von Rafa, ihrer Dienerin, diesen Brief und ordnet an, dass Fernando de Castro freizulassen ist. Aurelia wird nach der geglückten Flucht von Fernando de Castro von Aguilar, der irrtümlich eine Liebesbeziehung vermutet, ermordet.

Als er den Brief findet, der von Mutter Aurelias überlassen wurde, wird er sich seine Irrtums bewusst und wird erst mal wahnsinnig. Danach beginnt er eine Karriere als Beserker auf allen Schlachtfeldern, bis er in der letzten Schlacht im Rahmen der Bürgerkrieges auf Fernando de Castro trifft und diesen ermordet, womit er dann beide Geschwister ermordet hat. Durch den Frieden zwischen der bolivianisch-peruanischen Konföderation und der argentinischen Konföderation ist er dazu verdammt, nicht mehr weiter sinnlos Leute umzubringen. Einzig die Diktatur von Juan Manuel Rosas gibt ihm nochmal kurz Gelegenheit, sich seinem Blutrausch hinzugeben. Eines Nachts erscheint ein Gespenst hinter ihm, Aurelia, die ihn zum Brunnen von Yocci führt, zu dem Brunnen also, in den er auch Aurelia gestürzt hatte, nachdem er sie ermordet hatte. Das Gespenst führt ihn zu diesem Brunnen und stürzt ihn hinein.

Der etwas dämonische Charakter der Geschichte lässt an Edgar Allan Poe denken oder eben an die dämonische Variante der deutschen Romantik (z.B. E.T.A. Hoffmann, Der Sandmann). Es ist ein Dämon, der das Schicksal steuert. Wie bei Edgar Allan Poe und E.T.A. Hoffmann bleibt die Sache aber letztlich in der Schwebe. Der Dämon hätte sich gar nicht austoben können, wenn eine Vernunft gegengesteuert hätte. Letztlich ist die Geschichte also nicht von einem Dämon getrieben, sondern von dem impulsiven Verhalten der Handelnden, die reichlich skurrile Wertvorstellungen haben. Man könnte auch sagen, sie waren schlicht ein bisschen plemplem. Das ist bei Militärs aber so, schon seit weigen Zeiten. In der Regel sind das nicht die hellsten Kerzen auf der Torte.


geschichtlicher Hintergrund
Geschichtlicher Kontext der Geschichte: Juana Manuela Gorriti wurde 1818 in Salta, wo auch diese Geschichte spielt geboren und starb 1892 in Buenos Aires. (Mehr Informationen zu Juana Manuela Gorriti findet sich wie üblich in der unschlagbaren Online Enzyklopädie Wikipedia, auf Deutsch unter http://de.wikipedia.org/wiki/Juana_Manuela_Gorriti bzw. auf englisch unter http://en.wikipedia.org/wiki/Juana_Manuela_Gorriti.).

Sie war also ungefähr sieben Jahre alt, als die südamerikanischen Befreiungskriege (von 1809 bis 1825) mit der Loslösung Südamerikas von der spanischen Krone ihren Abschluss gefunden hatten. (Unglaublich aber wahr, auch diese werden bei Wikipedia ausführlichst beschrieben: http://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%BCdamerikanische_Unabh%C3%A4ngigkeitskriege).

Diese Kriege selbst sind zu der Handlung der Geschichte vorzeitig, werden nur immer wieder durch die Angabe von Orten, Personen und Ereignissen, die in diesen Kriegen eine Rolle spielten, referenziert. Die Hintergründe des sich an diesen Befreiungskrieg anschließenden Bürgerkrieg werden nicht erklärt, klar ist nur, dass von allen Handelnden, auch von denen, die in den Bürgerkrieg involviert sind, die Befreiungskriege als heiliger Krieg bezeichnet werden, der darauf folgende Bürgerkrieg als Bruderkrieg. Der Erzähler bzw. die Erzählerin gibt als Antwort für den Grund dieses Brudermordes folgende Erklärung.

Was war das Motiv des Streites zwischen Bolivianern und Argentiniern? Ein Stück Land, dass sie früher dem Feind entrissen hatten. Besitzer riesiger und fruchtbarer Regionen, die man den wilden Tieren überließ, kämpften sie mit Blut und Feuer um ein Stück halbverwildertes Land, das durch die unzugänglichen Berge der Anden isoliert war.

Das erscheint dem Autor, dessen historische Kenntnisse über diesen Konflikt gegen Null tendieren, irgendwie logisch. Tatsächlich wusste wahrscheinlich am Schluss keiner mehr, weshalb man sich überhaupt prügelte, weil damals, eigentlich auch noch heute, Südamerika weit mehr Land hat, als man überhaupt bewirtschaften kann.

Der geschichtliche Hintergrund, vor dem die Geschichte spielt ist der Krieg zwischen der bolivianisch-peruanischen Konföderation und der argentinischen (chilenischen) Konföderation in den Jahren 1836 bis 1839. Zahlreiche Figuren, z.B. Heredia und Braun, sind historisch, wenn auch wohl nicht ganz korrekt dargestellt. Die Hintergründe dieses Konfliktes, bei dem sich in der Tat, wie in der Geschichte anfangs beschrieben, alle möglichen Interessen mischen, sei kurz referiert.

Unter spanischer Herrschaft gehörte das heutige Bolivien (Alto Peru oder Charcas) zuerst zum Vizekönigreich Peru, dann zum Vizekönigreich von La Plata. Nach der Loslösung von Spanien gab es Bestrebungen, Peru und Bolivien wieder zu vereinigen. Der wichtigste Exponent der Strömung, die auf eine Wiedervereinigung drang, war Andrés de Santa Cruz.

Dieses Bestreben stieß aber nicht auf die Gegenliebe aller Peruaner. Im Süden Perus bestanden engere wirtschaftliche Verflechtungen zu Bolivien, im Norden mehr zu Chile. Das ist das erste Problem. Das zweite Problem war, dass Chile von der Idee eines mächtigen Staates im Rücken nicht begeistert war. Hierbei ging es um unterschiedliche Fragen. Beide kämpften um die Vorherrschaft im Handel und um das Recht, Zölle zu erheben, die Chilenen warfen Peru vor, politische Aufstände in Chile zu schüren, Chile wollte, dass Peru seine während der Befreiungskriege angehäuften Schulden bezahle und schließlich, dass Peru die Anzahl seiner Truppen reduziere. Das ist der eine Konflikt. Das sind im Wesentlichen die Gründe, warum die bolivianisch-peruanische Konföderation mit Chile im Clinch liegt. Die bolivianisch-peruanische Konföderation liegt aber auch mit Argentinien im Clinch, allerdings aus ganz anderen Gründen.

Der in der Geschichte erwähnte Juan Manual de Rosas hatte den Unitariern 1835 die Macht in Buenos Aires, die letzte Provinz, wo sie noch regierten, entrissen. Die Unitarier waren liberal, für Freihandel und für ein einiges Argentinien mit Hauptstadt Buenos Aires. Auch die Familie von Juana Maria Gorriti gehörte dieser Strömung an und flüchtete nach 1835 in den Süden Boliviens. Von dort aus organisierten die Unitarier immer wieder den Widerstand, der von dem oben erwähnten Andrés de Santa Cruz unterstützt wurde.

Da also, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen, sowohl Chile, wie auch Argentinien mit der bolivianisch - peruanischen Konföderation im Clinch lagen, war es naheliegend, dass diese beiden sich zusammenschlossen. Das Ende dieses Konfliktes ist allerdings deutlich anders, als in der Geschichte erzählt. Tatsächlich wurde die bolivianisch - peruanische Konföderation militärisch in mehreren Schlachten besiegt. Entscheidend war dann die Schlacht von Yungay am 20 Januar 1839. Durch diese wurde das Ende der bolivianisch - peruanischen Konföderation besiegelt, Andrés de Santa Cruz ging nach Ecuador (Guayaquil) ins Exil. (Danach gibt es dann einen Krieg zwischen Bolivien und Peru....). Der Hinweis auf einen der zwei Kolosse, die in Ancasch (eigentlich Ancash) fielen, ist etwas unklar. Tatsächlich liegt Yungay im Departement Ancash und der chilenische General, der die Truppen des Andrés de Santa Cruz vernichtend schlug, Manuel Bulnes, wurde dann auch Großmarschall von Ancash, aber irgendein Monster, das auf Südamerika lastete, ist da nicht gestorben.

Vereinfacht kann man sagen, die waren alle ein bisschen Plemplem. Land spielte in Südamerika zum damaligen Zeitpunkt überhaupt keine Rolle. Davon war mehr vorhanden, als man bewirtschaften konnte. Das Problem ist ein grundsätzliches. In einem Abstand von 100 Jahren sind die Ursachen eines Krieges meistens nicht mehr so richtig nachvollziehbar, bzw. aus rein ökonomischer Sicht sinnlos. Aber Militärs sind eben nie Ökonomen.








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